Von der Sexarbeiterin bis zum Bundesrat: Aids-Hilfe Schweiz feiert ihr Jubiläum im Landesmuseum

Vor 40 Jahren gegründet inmitten der Aids-Krise, ist die Aids-Hilfe Schweiz heute die zentrale Akteurin im Bereich Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Am 13. Juni 2025 wurde das 40-jährige Bestehen mit einer interdisziplinären Fachtagung und einem grossen Jubiläumsfest im Landesmuseum Zürich gefeiert – begleitet von Bundesrat Beat Jans, BAG-Direktorin Anne Lévy und zahlreichen Gästen aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Communitys.

Als die Aids-Hilfe Schweiz am 2. Juni 1985 gegründet wurde, war Aids mit Angst und Ausgrenzung verbunden. Es wurde von einer «Schwulenseuche» gesprochen, homosexuelle Männer wurden massiv stigmatisiert, Unterstützungsstrukturen fehlten. Die Organisation entstand aus dieser Community heraus – getragen von Solidarität, Selbsthilfe und dem Bedürfnis, nicht tatenlos zuzusehen. Heute ist die Aids-Hilfe Schweiz Brückenbauerin zwischen Menschen mit HIV, Fachpersonen, Politik und Behörden – und ein Kompetenzzentrum für HIV und weitere STI.

Dass der gesellschaftliche Umgang mit HIV seither einen tiefgreifenden Wandel erfahren hat, würdigt auch Bundesrat Beat Jans in seiner Ansprache am Jubiläumsfest der Aids-Hilfe Schweiz: «Die Bekämpfung von Aids in der Schweiz ist eine doppelte Erfolgsgeschichte: Es ist eine Erfolgsgeschichte im Resultat – und eine Erfolgsgeschichte vor allem auch, wie wir an diesen Punkt gekommen sind. Was möglich ist, wenn Weitsicht, Engagement, Wissenschaft, Menschlichkeit und Solidarität zusammenkommen.» Die Aids-Hilfe Schweiz habe in dieser Entwicklung eine tragende Rolle gespielt – durch Prävention, politische Arbeit und konkrete Unterstützungsangebote.

HIV ist gut behandelbar –vergessen wir die Menschen nicht!

Die medizinische Versorgung von Menschen mit HIV hat sich seit der Einführung der antiretroviralen Therapie grundlegend verbessert. Bei wirksamer Therapie kann die Virusvermehrung im Körper so stark unterdrückt werden, dass HIV im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Das Virus ist dann nicht mehr übertragbar – auch nicht sexuell. Es ist ein Meilenstein in der HIV-Prävention, der in der Schweiz 2008 weltweit erstmalig durch Behörden und Fachwelt anerkannt wurde («Swiss Statement»).

Trotz dieser Fortschritte ist HIV nicht überwunden. Diskriminierung, Unwissen und strukturelle Hürden bestehen fort. Auf diese Herausforderungen geht auch Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, in ihrer Festrede am Jubiläum ein: «Erfolgreiche Gesundheitspolitik grenzt niemanden aus! Was für die Aids-Krise galt, ist auch heute noch wichtig.» Die Bekämpfung von HIV-Infektionen und Infektionen mit anderen STI – bleibe eine zentrale Aufgabe.

«HIV ist bis heute nicht heilbar – aber mit Therapie leben Menschen mit HIV heute so lang und gesund wie Menschen ohne HIV. Die grösste Herausforderung in der Schweiz bleibt die Diskriminierung. Deshalb dürfen wir nicht nachlassen: im Kampf gegen Stigmatisierung und in der Prävention von HIV und anderen STI», betont Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz.

Jubiläumsfest am 13. Juni 2025 im Landesmuseum Zürich

Am 13. Juni 2025 blickte die Aids-Hilfe Schweiz gemeinsam mit knapp 700 Gästen auf vier Jahrzehnte Engagement zurück. Das Jubiläumsfest im Landesmuseum Zürich wurde mit Reden, Musik, Performances und dem traditionellen Quilt-Ritual als stillem Moment des Gedenkens begangen. Zu den Gästen zählten unter anderem die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Rita Famos, der Vizepräsident der katholischen Schweizer Bischofskonferenz, Joseph Maria Bonnemain, die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr, die Berner Stadtpräsidentin Marieke Kruit und die IAS-Direktorin Birgit Poniatowski.

Für Präsidentin Paola Riva Gapany war der Tag ein Moment des Ausblicks: «Früher dachte ich: Wenn es uns eines Tages nicht mehr braucht, haben wir alles richtig gemacht. Heute weiss ich, dass sexuelle Gesundheit immer ein Thema bleiben wird», sagte Paola Riva Gapany, Präsidentin der Aids-Hilfe Schweiz. «HIV bleibt zentral – aber wir sind inzwischen thematisch breiter aufgestellt, entwickeln uns weiter und bleiben dran.»

David Rosenthal 40 Jahre AIDS Hilfe 1888

© David Rosenthal (bei der Verwendung vermerken)

© Michael Schmid  (bei der Verwendung vermerken)

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