Wie kann der Zugang zu PEP und PrEP in ländlichen afrikanischen Gebieten verbessert werden?

Vier Studien wurden vorgestellt, wie PEP und/oder PrEP die Schlüsselgruppen in Kenia, Uganda und Simbabwe erreichen können. Es wurde untersucht, wie der Zugang zu PEP und PrEP in ländlichen Gebieten Afrikas zusätzlich zu den öffentlichen Gesundheitsdiensten verbessert werden kann.

Francisca Boenders, Geschäftsführerin Sexuelle Gesundheit Zürich SeGZ

Die Studien sind unterschiedlich angelegt, für verschiedene Schlüsselgruppen und mit verschiedenen Medikamenten, aber alle wollen neue Wege des Zugangs zu PEP/PreP aufzeigen und erforschen.

Patricia Ong'wen über die Akzeptanz der HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) in privaten Einzelhandelsapotheken in Kenia: Erste Ergebnisse der Pharm PrEP-Studie


Die Ausgangslage: Im Rahmen dieser Studie bieten 45 extra geschulte private Apotheken in Zentral- und Westkenia subventionierte PEP- und PrEP-Behandlungen für Kund:innen an. Es sind Apotheken, in denen die Schlüsselgruppen regelmäßig z.B. Verhütungsmittel, Kondome etc. kaufen. Oft besteht zwischen Apotheke und Kund:innen bereits ein Vertrauensverhältnis.
 

Schlussfolgerungen: Erste Daten aus dieser Studie deuten darauf hin, dass PEP in privaten Apotheken in Kenia stark nachgefragt werden und in Partnerschaft mit öffentlicher Unterstützung angeboten werden könnten. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Integration von PEP und/oder PrEP in HIV-Präventionsprogramme zu einer besseren Versorgung von Menschen mit unterschiedlichen HIV-Präventionsbedürfnissen beitragen könnte.


Elijah Kakande über Wissen, Bekanntheit, Durchführbarkeit und Akzeptanz von langwirksamem Cabotegravir zur HIV-Prävention: Ergebnisse der SEARCH Dynamic Choice HIV-Präventionsstudie


Die Ausgangslage: Injizierbares Cabotegravir (CAB-LA) ist ein hochwirksames Medikament zur HIV-Prävention, aber es fehlen Studien zur praktischen Anwendung bei Männern und Frauen in Afrika. In der laufenden randomisierten SEARCH Dynamic Choice HIV-Präventionsstudie (DCP) in ländlichen Gebieten Ugandas und Kenias wurde die Evidenz, das Bewusstsein, die Durchführbarkeit und die Akzeptanz von CAB-LA zur Prävention untersucht.
 

Die Schlussfolgerungen: In den ländlichen Gebieten Ugandas und Kenias entschieden sich mehr als die Hälfte der Studienteilnehmenden, die die Wahl zwischen oraler PrEP/PEP und CAB-LA hatten, für CAB-LA und begannen damit in den ersten 48 Wochen. CAB-LA war sowohl bei Männern als auch bei Frauen beliebt und wurde mit hoher Zufriedenheit durchgeführt.


Euphemia L. Sibanda über Präferenzen für Dienstleistungen der Präexpositionsprophylaxe bei sexuell aktiven heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen: ein Experiment mit diskreter Auswahl in Simbabwe


Ausgangssituation: Heranwachsende Mädchen und junge Frauen in Simbabwe sind überproportional von HIV betroffen. Da die PrEP in Simbabwe gerade eingeführt wird, wurden die Präferenzen für PrEP-Angebote unter sexuell aktiven Frauen ("sexually active adolescent girls and young women", SA-AGYW, hatten nach eigenen Angaben Sex im letzten Jahr) in Simbabwe untersucht und die wichtigsten Faktoren für die Nachfrage nach PrEP-Angeboten identifiziert.

Schlussfolgerung: PrEP-Programme können optimiert werden, um sexuell aktive AGYW zu erreichen, wenn PrEP von freundlichen CHWs oder lokalen öffentlichen Kliniken angeboten wird, zu geringen Kosten für die Nutzerinnen, an Orten, die zu Fuß erreichbar sind, mit kurzen Wartezeiten und der Option einer injizierbaren PrEP. Die Programme sollten von Aktivitäten zur Förderung der elterlichen Unterstützung für HIV/STI begleitet werden.


Stephanie Roche apothekengestützter Bereitstellung einer langwirksamen injizierbaren PrEP in Kenia


Ausgangslage: Vier Länder in Subsahara-Afrika haben eine lang wirksame injizierbare PrEP zur HIV-Prävention zugelassen. Da die Länder entscheiden, wo sie die injizierbare PrEP zur Verfügung stellen, um eine maximale Wirkung zu erzielen, werden unter anderem private Apotheken in Betracht gezogen. 
Um die potenziellen Hindernisse und Erleichterungen bei der Bereitstellung von injizierbarer PrEP über private Apotheken in Kenia zu verstehen, wurde qualitative formative Forschung mit 16 privaten Apotheken, ihren Kund_innen und wichtigen Interessengruppen durchgeführt.
 

Schlussfolgerung: Die Interessengruppen der injizierbaren PrEP sind an einer apothekenbasierten Versorgung interessiert. Weitere Implementierungsforschung ist notwendig, um spezifische Strategien für den Aufbau von Kapazitäten und die Integration zu identifizieren und zu testen.


Fazit: 


Alle diese Studien haben gezeigt, dass es möglich ist, die Schlüsselgruppen in diesem Umfeld zu erreichen und dass die Akzeptanz vorhanden ist, diese Präventionsangebote in Anspruch zu nehmen.
Es sind die gleichen Herausforderungen wie in der Schweiz bei der Umsetzung von innovativen Präventionsmassnahmen, damit die Angebote (PEP, PrEP) die Schlüsselgruppen erreichen. 
Es hat sich gezeigt, dass in diesen afrikanischen Ländern ein möglicher niederschwelliger Zugang zu PEP/PrEP über geschulte Apotheken sein kann. Die Vorteile:

  • Hohe Akzeptanz bei den Leistungserbringern und der Schlüsselgruppe
  • Es zeigt sich, dass kurze Wege zum Anbieter notwendig sind, zu Fuss erreichbar in kurzer Zeit
  • keine Wartezeiten
  • die Apotheke bietet einen Safe Space
     

Es sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden, bis PEP und PrEP auf diese Weise flächendeckend bei den Schlüsselgruppen ankommen:

  • Es müssen rechtliche Hürden überwunden und Richtlinien erarbeitet werden, damit diese Präventionsmassnahmen in privaten Apotheken angeboten werden können.
  • Die Finanzierung muss geklärt werden, damit sich die Schlüsselgruppen die Angebote leisten können.
  • Die Apotheken müssen geschult werden, damit gute Präventionssettings stattfinden können und ART auch möglich ist.
  • Es muss einen Safe Space in der Apotheke geben, also einen extra Raum, damit diese Settings stattfinden können.

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