Im Jahr 2022 zählte Schweden 104 Ukrainer:innen mit HIV, darunter auch Kinder. Die Mehrheit hatte eine hohe Viruslast und nahm zum Zeitpunkt der Konsultation bereits keine ART mehr ein.

Im Jahr 2022 erreichten 104 Ukrainer:innen mit HIV Schweden. Davon waren 60% Frauen, durchschnittlich waren sie 43 Jahre alt. Die Mehrheit hatte eine hohe Viruslast und nahm zum Zeitpunkt der Konsultation bereits keine ART mehr ein. Auch einzelne Kinder befanden sich unter den Menschen mit HIV aus der Ukraine.

Vor der Flucht hatte eine Mehrheit Dolutegravir, Lamivudin, Tenofovir erhalten. Jedoch waren sich 40% nicht sicher, welche ART sie eingenommen hatten. Erfreulicherweise ergab die Wiederaufnahme der ART gute Ergebnisse (Anna Mia Ekström, Professorin für Infektiologie Karolinska Institutet, Schweden).

Thea Indahl Maehlum, Sozialarbeiterin bei The Church City Mission Aksept Norway, erzählt von den grössten Herausforderungen bei ihrer Arbeit mit Menschen mit HIV, die kürzlich aus der Ukraine nach Norwegen geflüchtet waren:

  • Oft haben diese Menschen ein limitiertes Wissen über ihre Diagnose.
  • Sie mussten ihre Heimat teilweise von einem Tag auf den anderen verlassen. Deshalb können beispielsweise nicht alle exakt angeben, welche Medikamente sie nehmen.
  • Der Wille zur Integration ist ganz unterschiedlich. Viele haben nicht vor, permanent in Norwegen zu bleiben.
  • Das Stigma ist hoch. Oft ist es Geflüchteten mit HIV sehr wichtig, festzuhalten, dass sie "anständige Leute" sind («ich nehme keine Drogen!» / «ich bin keine Prostituierte!»).
  • Aufgrund des Stigmas vertrauen viele Geflüchtete mit HIV weder Dolmetscher:innen noch Ärzt:innen.
  • Teilweise haben Geflüchtete mit HIV Angst, deportiert zu werden, wenn ihr Status bekannt wird.

Was Geflüchtete mit HIV aus der Ukraine brauchen:

  • Unkomplizierten Zugang zu Therapie
  • Teilweise individuelle Beratung
  • Die meisten wollen geflüchteten Ukrainer:innen mit HIV auf keinen Fall andere Menschen mit HIV aus der Ukraine treffen, aber Aksept Norway macht gute Erfahrungen mit Workshops, die über die Rechte von Menschen mit HIV in Norwegen aufklären.
  • Wichtig ist, dass die Sozialarbeiterin vor Ort Rechtslage und Gesundheitssystem in Norwegen gut kennt und zweisprachig (Ukrainisch / Norwegisch) ist.
  • Viele Menschen mit HIV aus der Ukraine misstrauen Ärzt:innen, vertrauen aber Gesundheitsfachpersonen.