PrEP: ohne Zugang keine Wirkung
Im Bereich Prävention stand an der medizinisch ausgerichteten HIV-Konferenz in Glasgow PrEP im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Florian Vock, Aids-Hilfe Schweiz
Nicht die Wirksamkeit ist dabei das Problem, sondern das viele, die PrEP brauchen und wollen, keinen Zugang dazu haben. Schuld daran sind die Gesundheits- und Versorgungssysteme, die es unnötig verkomplizieren und Mediziner:innen, die übertriebene Vorsichtsmassnahmen walten lassen.
Eine kanadische Studie (P012 PrEP cascade improvement through same-day PrEP initiation) mit schwulen, bi und anderen MSM zeigt eindrücklich: In einem klassischen System mit mehreren Terminen vor PrEP-Start und häufigen Untersuchungen im Verlauf sind nach 6 Monaten noch 19% der MSM unter PrEP, die ursprünglich als geeignet identifiziert wurden. Wenn PrEP am selben Tag angeboten, akzeptiert und gestartet wird, sind nach 6 Monaten 69% der MSM unter PrEP. One-Stop-Clinics mit Same-Day-Initiation sind absolut essenziell, damit PrEP seine Wirkung im echten Leben entfalten kann.
Verpasste Impfchancen
Umgekehrt zeigt sich aber auch, dass der Zugang zu PrEP nicht ausreichend dazu genutzt wird, um eine gesamtheitliche Gesundheitsversorgung zu realisieren und gesundheitliche Chancenungleichheit zu reduzieren. Daten von SwissPrEPared (P016 Low uptake of mpox and HPV vaccination among PrEP users in Switzerland) zeigen hier ein unterschiedliches Bild – es lässt sich vermutlich auch damit erklären, wie unterschiedlich (kompliziert) der Zugang zu den verschiedenen Impfungen ist. Von April 2019 bis Mai 2024 stiegen die Impfquoten der für MSM empfohlenen Impfungen:
- Hepatitis A: 54% > 65%
- Hepatitis B: 65% > 88%
- HPV (bei unter 27-Jährigen): 26% > 57%
- Mpox: 51%
Bereit für die Zukunft?
In den nächsten Jahren werden verschiedene Produkte auf den Markt kommen, bei denen PrEP nicht mehr täglich eingenommen werden muss, sondern in Form von Spritzen nur noch alle paar Monate nötig ist.
Damit diese Methoden gut zugänglich sind, müssen sie insbesondere MSM dort angeboten werden, wo der Zugang gegeben ist. Europäische Daten (P014 Preparing for long-acting PrEP delivery) zeigen, dass die Präferenzen hier sehr verschieden sind – und es deshalb nötig ist, PrEP in verschiedenen Kontexten proaktiv anzubieten: MSM bevorzugen Zentren für sexuelle Gesundheit (35%) vor Hausarzt (22%) oder Facharzt (20%), während heterosexuelle Personen den Hausarzt bevorzugen (48%).