Community Workshop: «Sexpositivity» oder doch eher «Sexneutrality»
Ein Diskussion unter Männern zur Sexualität in Zeiten von Pandemien.
Generell beobachtet Dirk Sander von der Deutschen Aidshilfe bei Männern – unabhängig der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität – in den Jahren seit der Covid-19-Pandemie ein häufigeres Kranksein und damit verbunden Abwesenheit vom täglichen (Arbeits-)Leben. Dies wird insoweit interpretiert, dass durch die Pandemie Männer quasi festgestellt haben, dass auch sie eine psychische Gesundheit haben. Diese spielt im Kontext der schwulen Sexualität eine wichtige Rolle, denn es geht in ihr nicht lediglich ums Ficken.
Marcel Dams, Sexualberater, unterstreicht die verschiedenen Dimensionen der Sexualität: Lust (flüchtig, momentan) und Begehren (beweglich, nicht ablegbar, fliessend zwischen Polen). Und im Begehrten erörtert Dams den Spielraum um selber aktiv zu werden, zu gestalten. Wichtig ist dabei, das Pendeln zwischen sexuellem Sein und Handeln zu berücksichtigen. So kann bspw. das Problem eines vorzeitigen Samenergusses nicht alleine mit einem bspw. vorliegenden übermässigen Alkoholkonsum begründet werden (Handlungsebene Alkoholkonsum) sondern es müssen auch Aspekte der psychischen Gesundheit berücksichtigt werden (Sein-Ebene). Es ist also wichtig, sich die Fragen zu stellen: Was sind meine sexuellen Ressourcen? Womit kann ich handeln? Was will ich? Was will ich nicht? In diesem Zusammenhang wird die Bezeichnung „Schwuler Himmel / Schwule Hölle“ herangezogen. Oft sind es die gleichen Themen welche in den beiden Pools zu liegen kommen wie bspw. die schwule Community, welche einerseits Halt und Freiraum bietet, andererseits aber auch Ablehnung und andere Enttäuschen mit sich bringt. Es gilt einen Umgang mit dieser Diskrepanz zu lernen und selber für sich mitzugestalten.
Fazit: Sexpositivität heisst auch, dass man genauso auf die negativen und schambehafteten Seiten der Sexualität schaut. Im Kontext einer psychischen Erkrankung heisst dies auch, dass wenn bspw. eine Trieblosigkeit vorliegt, diese nicht problematisiert wird, sondern nach dem Sinn gefragt wird. Es wird in Anlehnung an den neuen Begriff «Body-Neutralität» eine Formulierung gewagt: «Sex-Neutrality».