Schweizer Erstaufführung von «Elegies for Angels, Punks and Raging Queens» – Benefizkonzert zum Welt-Aids-Tag
Zum Welt-Aids-Tag 2025 bringt die Aids-Hilfe Schweiz eine aussergewöhnliche Erstaufführung auf die Bühne: den Liederzyklus «Elegies for Angels, Punks and Raging Queens». Das Stück von Bill Russell (Text) und Janet Hood (Musik) erzählt mit Liedern und Monologen vom Leben und Sterben mit HIV – von Liebe, Verzweiflung, Trauer, Solidarität und Lebensfreude. Das Benefizkonzert findet im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums der Aids-Hilfe Schweiz statt.
Regie führt der bekannte Theatermacher Livio Beyeler, der das Werk als bewegende Reflexion über Erinnerung und Zusammenhalt interpretiert. «Mich interessiert die Vielstimmigkeit der Perspektiven – das Erinnern als gemeinsamer Prozess und Praxis», sagt Beyeler. «Das Stück öffnet einen Erinnerungsraum, der die Generationen verbindet – auch mit jener, die vor uns kam. Es geht mir darum, Verlust und Leben gleichzeitig spürbar zu machen – die Würde, die in der Erinnerung liegt.»
«Elegies for Angels, Punks and Raging Queens» entstand 1989 als künstlerische Antwort auf die Aids-Krise. Die Songs und Monologe geben Menschen eine Stimme, deren Leben von HIV geprägt ist – Betroffene ebenso wie Angehörige. Wie die berühmten Aids-Quilts, jene Flickenteppiche des Erinnerns, verbinden sich auch hier viele Einzelschicksale zu einem grossen kollektiven Bild. «Und dann ist es natürlich eine Schweizer Erstaufführung – was auch einfach schön ist, das feiern zu dürfen», fügt Beyeler hinzu.
Mit dem Benefizkonzert erinnert die Aids-Hilfe Schweiz an vier Jahrzehnte Engagement für Menschen mit HIV und gegen Ausgrenzung. HIV und Aids haben die Geschichte der Schweiz stark geprägt: Tausende sind an Aids gestorben, viele Lebensgeschichten bis heute von HIV berührt. Die Aids-Hilfe Schweiz steht seit 40 Jahren für Menschlichkeit, Fürsorge und den Kampf um gesundheitliche Chancengleichheit und sexuelle Selbstbestimmung – besonders für Menschen, denen diese Rechte noch immer verwehrt bleiben.
«Dieses Jubiläum ist ein Moment des Innehaltens», sagt Florian Vock, stellvertretender Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz. «Wir erinnern uns an die vielen, die wir verloren haben, und an all jene, die über Jahrzehnte für Würde, Aufklärung und Gleichberechtigung gekämpft haben. Zugleich ist es ein Aufruf, weiterzumachen – für eine Welt, in der niemand mehr aufgrund von HIV, Sexualität oder Herkunft ausgegrenzt wird.»
Spielorte und Tickets
- 29. November 2025 – Lokremise St. Gallen
- 1. Dezember 2025 – Theater Basel
- 2. Dezember 2025 – Salle Paderewski Lausanne
Tickets: aids.ch/elegies
Mit jedem Ticket leisten Besucherinnen und Besucher einen Beitrag zur Arbeit der Aids-Hilfe Schweiz und setzen ein Zeichen gegen Stigmatisierung und für Solidarität.
Das Stück
Der Liederzyklus «Elegies For Angels, Punks And Raging Queens» verbindet ergreifende Monologe und kraftvolle Songs zu einer bewegenden Reflexion über das Leben, die Liebe, den Verlust und die Auswirkungen der Aids-Krise. Ziel ist es, das Werk zum 40-jährigen Jubiläum der Aids-Hilfe Schweiz, am diesjährigen Welt-Aids-Tag, erstmals in der Schweiz aufzuführen.
Wie der «Quilt of Memorial», ein buchstäblicher Flickenteppich, geschaffen von Hinterbliebenen, um die Erinnerung an die Schicksale der an Aids Verstorbenen zu bewahren, so dienen hier rund 30 Monologe, in denen verschiedene Geschichten erzählt werden, als Basis für das Stück. Die Schicksale sind so bunt und vielfältig wie die Menschen und das Leben selbst: manche heiter, andere bitter, viele lebensbejahend, weitere traurig. Unterbrochen wird diese Aneinanderreihung lediglich durch wenige Songs, die von Hinterbliebenen und Überlebenden gesungen werden und stilistisch zwischen Gospel, Swing und Ballade angesiedelt sind.
«Elegies For Angels, Punks And Raging Queens» ist ein Liederzyklus von Janet Hood (Musik) und Bill Russell (Text), der erstmals 1989 in New York aufgeführt wurde. Inspiriert vom NAMES Project Aids Memorial Quilt und Edgar Lee Masters’ «Spoon River Anthology» erzählt das Stück durch Lieder und Monologe die Geschichten von Menschen, die von Aids betroffen sind – Betroffene, Freund*innen, Angehörige. Das Stück kombiniert verschiedene Musikstile von Balladen bis Gospel und schafft es, das Thema Aids auf eine eindrucksvolle und poetische Weise zu beleuchten. Nach seiner Uraufführung im Ohio Theatre in New York fand es internationale Anerkennung und wurde unter anderem im Londoner West End gespielt. Die deutschsprachige Erstaufführung fand 2018 in Berlin als Benefizveranstaltung zugunsten der Deutschen Aids-Hilfe statt.
Mitwirkende
Regie: Livio Beyeler
Spiel: Sandro Howald (deutsch), Théo Castro (französisch)
Gesang: Angelo Canonico, Tim Hunziker, Sarah Kappeler, Lily Sollors
Musikalische Leitung: David Bircher
Kostüm: Julian Zigerli
Technische Leitung: Markus Güdel
Produktionsleitung: Lara Anderegg, Fiammina Catti
Produktion: Aids-Hilfe Schweiz
Livio Beyeler
Regie
Livio Beyeler (*1995) ist Theaterregisseur und Konzeptkünstler. Er studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Hochschule Luzern für Design und Kunst. Sein Studium schloss er mit einem Weltrekord für die längste Theaterperformance ab. Danach folgten Inszenierungen fürs Theater Uri («Rausch» nach «Ein Sommernachtstraum», «Achtung Tell!» nach «Wilhelm Tell» oder selbstgeschriebene Stücke «HELLVETIA»). Seit der Spielzeit 22/23 ist er Hausregisseur am Theater Uri. Er inszeniert in der freien Szene («Die Schweiz ein Gefängnis», Schlachthaus Theater Bern, «The Little Seawitch», Theater am Neumarkt Zürich, «Träume nach Farben sortieren», Freies Theater Hannover). Seine Arbeit «was ihr wollt und wie es euch gefällt» war 2021 am Schweizer Theatertreffen. Im Praxisfeld der Konzeptkunst wurden Beyelers Arbeiten unter anderem an der Quadrienna-le Prag, No Nation Gallery Chicago, Run Run Shaw Hong Kong gezeigt. 2023 realisierte er Im Haus für Kunst Uri ein Gesamtkunstwerk im Rahmen seiner Einzelausstellung «welcome home».
Florian Vock
Produzent / Projektleitung
Florian Vock (*1990) ist stv. Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz und verantwortet die gesamten Aktivitäten zum 40-jährigen Jubiläum, u. a. eine Fachtagung und Gala im Landesmuseum Zürich. Er arbeitet seit 2019 bei der Aids-Hilfe Schweiz und realisiert mit seine Team Programme, Kampagnen und Projekte im Bereich der HIV-Prävention und für Menschen mit HIV. Daneben veranstaltet er regelmässig Kulturevents und Partys in Zürich (Rote Fabrik, Provitreff, Moods, Gonzo, Stall 6, u. v. m.). 2017 hat er das lila. queer festival gegründet, das heute das grösste queere Kulturfestival der Schweiz ist. Politisch ist er als Vorstandsmitglied von Pink Cross engagiert.
Julian Zigerli
Kostümdesign
Julian Zigerli ist ein Schweizer Modedesigner. Er besuchte die Universität der Künste in Berlin. Nach seinem Abschluss im Jahr 2010 kehrte er zu seinen Wurzeln nach Zürich zurück und gründete sein gleichnamiges Label „JULIAN ZIGERLI“. Ursprünglich ein Herrenmode-Label, kreiert es heute Kollektionen für Männer und Frauen, verschiedene Accessoires, Produktlinien sowie Inneneinrichtungskreationen. „JULIAN ZIGERLI“ steht für sportliche, dynamische und tragbare Mode, die interdisziplinär und mit vielen Print-Design-Kooperationen arbeitet. Die Kollektionen wurden bereits rund um den Globus präsentiert, in Städten wie Berlin, London, Zürich, Mailand, New York, Paris und Seoul. Julian Zigerli hat zahlreiche Designpreise gewonnen, darunter 2014 die Einladung von Giorgio Armani an das Teatro Armani in Mailand und 2012, 2014 und 2016 den Swiss Design Award. Neben seiner Tätigkeit als Kreativdirektor und CEO seines eigenen Labels, Julian Zigerli arbeitet immer wieder an branchenübergreifenden Projekten. Julian Zigerli ist seit 2021 Gastprofessor für Modedesign an der Universität der Künste Berlin (UdK).
