HIV und NCD: «We are the same people!»

Von verpassten Chancen, um Krankheitslast und Sterblichkeit zu reduzieren: Die Integration von NCDs in HIV-Versorgung muss systematisch umgesetzt werden.

Adeeba Kamarulzaman, President, International Aids Society: NCDs (nicht-übertragbare Krankheiten wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, psychische Gesundheit, Sucht, usw.) machen einen grossen und zunehmenden Teil der Krankheitslast aus. Diabetes beispielsweise ist heute in Südafrika für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV. Die an der AIDS 2022 lancierten Empfehlungen für Politik, Verwaltung und Geldgeber zeigen auf, welche Prinzipien dabei berücksichtigt werden müssen.

Katie Dain, Director, NCD alliance: Das zentrale Problem ist die Fragemtierung und fehlende Koordination der Versorgung: Dort eine Diabetes-Klinik, dann zum HIV-Spezialisten und am übernächsten Tag noch eine psychosoziale Beratung. Bei solchen hoch spezialisierten Versorgungsstrukturen wird nicht aus der Perspektive der Betroffenen gedacht. Sie sind infeffizient und teurer.

Meg Doherty, Director Global HIV, Hepatitis and STI Programmes, WHO: Der Fokus liegt auf der Krankheit und nicht auf der Gesundheit, auf medizinischer Behandlung und nicht auf der adäquaten Gesundheitsversorgung. Das betrifft auch die Prävention, wie präventive Screenings auf Gebärmutterhalskrebs statt nur isoliertes Testen auf HIV. Doch gerade die Erfahrungen der HIV-Versorgung zeigen auf, dass es dezentralisierte und demedikalisierte Modelle gibt, wenn Gesundheitsfachpersonen adäquat und breit ausgebildet sind. Es braucht nicht immer Ärzt:innen und eine hohe Spezialisierung für die Grundversorgung von HIV und NCDs. Ein integriertes Angebot ist kosteneffektiver und ermöglicht es, an vielen Orten eine gesamtheitliche Versorgung von und für Communitys anzubieten, anstatt vieler hochspezialisierter Zentren für Diabetes, HIV, Krebs, Sucht und mehr.

Kaushik Ramaiya, Arzt, Tansania: Aber wie entscheiden wir, welche NCDs relevant sind? Alles zu integrieren ist unmöglich. Die Entscheidung soll geschehen basierend auf der konkreten Krankheitslast in der Community und dann, genauso wie HIV, von Prävention bis Behandlung systematisch und durchgehend organisiert sein.

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