HIV-Stigma: weit verbreitete Ignoranz
Die Konferenz von Glasgow 2024 wird mit dem Thema Stigmatisierung eröffnet: ein starkes Zeichen.
Raphaël Depallens & Florian Vock, Aids-Hilfe Schweiz
Ein erheblicher Anteil (18-30%) der Beschäftigten im Gesundheitswesen hat in den letzten 12 Monaten an ihrem Arbeitsplatz Diskriminierung von Menschen mit HIV beobachtet. Die gleiche Studie (ECDC 2024) zeigt aber auch: 48% der Ärzte oder Pflegefachpersonen haben wenig oder kein Wissen über HIV.
Schweizer Bevölkerung: ahnungslos
So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch die Gesamtbevölkerung immer noch kaum Wissen zur Realität von HIV hat. Eine Schweizer Studie unter Beteiligung der Aids-Hilfe Schweiz (P254 Public knowledge, views, perceptions and attitudes towards HIV and people living with HIV in Switzerland) zeigt dringenden Handlungsbedarf: Nur 22% der Menschen in der Schweiz sind überzeugt, dass sich HIV bei erfolgreicher Therapie nicht mehr übertragen lässt. Gleich viele Personen lehnen diese Aussage ab und die restlichen 56% wissen es nicht.
Folgen des Stigmas
Das HIV-Stigma hat erhebliche Konsequenzen für Menschen, die mit HIV leben (Adhärenz, psychische Gesundheit, ...), aber auch für die Prävention und Früherkennung. Nicht zuletzt hat das Stigma auch familiäre Konsequenzen: Daten aus der Schweiz (P246 The unseen population behind people living with HIV) zeigen, dass nur 35% der Menschen mit HIV, die eigene Kinder haben, ihren Kindern auch gesagt haben, dass sie mit HIV leben. Aber es gibt Hoffnung: die Reduzierung von Unwissenheit verringert das Stigma. (Mohammadifirouzeh et al. 2024).