Stillen und HIV in Ländern mit hohem Einkommen: Untersuchung der Perspektiven von Frauen mit HIV und Gesundheitsdienstleistern in Belgien.

Von Katja Hochstrasser

Mein persönliches Highlight war eine Präsentation über das Stillen von HIV positiven Müttern und die Erkenntnis daraus, warum es in Europa immer noch umstritten ist. 

Zweck: In Ländern mit hohem Einkommen ist das Stillen von Säuglingen durch Frauen mit HIV (WLWH) nach wie vor umstritten.

Während aktuelle Erkenntnisse ein Restübertragungsrisiko von <1 % unter cART mit anhaltender Virusunterdrückung belegen, bleiben die europäischen Leitlinien weiterhin vorsichtig. 

Da Belgien kürzlich Empfehlungen verabschiedet hat, die das Stillen in bestimmten Fällen erlauben, haben die Studienleiterinnen Präferenzen von WLWH sowie die Wahrnehmungen, Praktiken und ethischen Bedenken von Gesundheitsdienstleistern (HCP) in medizinischem Umfeld untersucht.

Methode: Zwischen November 2024 und April 2025 wurden zwei prospektive Umfragen durchgeführt. Zwanzig schwangere WLWH, die im Saint-Pierre-Universitätsklinikum (Brüssel) behandelt wurden, wurden anhand eines strukturierten qualitativen Fragebogens zu ihren Stillabsichten, ihrem wahrgenommenen Risiko und den Faktoren, die ihre Entscheidung beeinflussen, befragt. Gleichzeitig wurde eine Online-Umfrage zur Bewertung des Wissens, der Praktiken und der ethischen Positionierung in Bezug auf das Stillen bei WLWH an HCP in ganz Belgien verschickt.

Ergebnisse: Von den 20 befragten WLWH äußerten 45 % den Wunsch zu stillen, motiviert durch die Mutter-Kind-Bindung. Vorteile für die Gesundheit des Kindes, aber auch die Angst vor der Offenlegung des HIV-Status wenn nicht gestillt wird und den kulturellen Hintergrund. Das größte Hindernis war die Angst vor einer Übertragung (90 %), und 75 % gaben an, dass die Meinung des medizinischen Fachpersonals ihre Entscheidung beeinflusse.

Von den 97 medizinischen Fachkräften die an der Online-Umfrage teilnahmen, gaben 80 % an, das Stillen unter strenger ärztlicher Aufsicht zu unterstützen, doch 65 % hielten es dennoch für medizinisch nicht empfehlenswert. Obwohl 90 % die aktuellen belgischen oder internationalen Leitlinien kannten, wünschten sich 81 % weitere Schulungen. Nur 32 % berücksichtigten bei der Beratung systematisch soziokulturelle Faktoren. Auf die Frage, ob der Wunsch der Mutter Vorrang vor medizinischen Empfehlungen haben sollte, antworteten 57,6 % mit „Nein” und 26,8 % waren sich unsicher.

Fazit: Viele Frauen wurden durch die Unsicherheit des medizinischen Fachpersonals beeinflusst und entschieden sich gegen das Stillen. 

 

H. Masquelier, J. Nagel, C. Gilles, M. Delforge, D. Konopnicki
Université Libre de Bruxelles, Brüssel, Belgien, 
Saint-Pierre Universitätsklinik, Gynäkologie, Brüssel, Belgien, 
Saint-Pierre Universitätsklinik, Infektionskrankheiten, Brüssel, Belgien 

 

 

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