Die neue Kampagne der Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2018

Gemeinsam für die Liebe und die Lust, gemeinsam gegen die Angst. HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie stecken niemanden an, auch nicht beim Sex.
Die Kampagne
Immer wieder berichten uns HIV-positive Menschen vom Unwissen und dem daraus resultierenden diskriminierenden Umgang, dem sie im Alltag begegnen. Dies passiert im beruflichen oder privaten Umfeld, aber auch im Kontakt mit Versicherungen, Spitälern oder Behörden. Die Aids-Hilfe Schweiz lanciert deshalb zum 1. Dezember 2018, dem Welt-Aids-Tag, eine neue Kampagne mit der Botschaft: «HIV-positive Menschen mit unterdrückter Virenlast – das bedeutet, sie nehmen eine antiretrovirale Therapie ein und lassen sich regelmässig testen – geben das Virus nicht mehr weiter».
Das Engagement gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen ist eine explizit formulierte Aufgabe im «Nationalen Programm HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen» des Bundesamts für Gesundheit, das unseren Auftrag absteckt. Die Kampagne hat aber auch einen präventiven Effekt, weil sie klarmacht: Nicht Menschen mit einer HIV-Diagnose sind Motor der Verbreitung von HIV, sondern diejenigen, die sich aus Angst vor dem Resultat nicht testen lassen. Der Abbau von Angst und Stigmatisierung erhöht die Testmotivation – das hat die schon seit mehreren Jahren laufende #undetectable-Kampagne gezeigt, die sich mit derselben Botschaft gezielt an schwule Männer richtet.
Die Kampagne ergänzt die Safer-Sex-Botschaften der Love-Life-Kampagne des BAG. Auf das Kondom verzichten sollten serodiskordante Paare (ein Partner ist HIV-positiv) nur, wenn beide gut informiert sind und sich mit der gemeinsamen Entscheidung wohlfühlen. Bei flüchtigen sexuellen Begegnungen ist das schwieriger. Die Aids-Hilfe Schweiz empfiehlt hier deshalb, Kondome zu verwenden.
Das Swiss Statement
2008 wurde die Erkenntnis der Nichtinfektiosität von HIV-positiven Menschen unter erfolg-reicher Therapie von der Eidgenössischen Kommission für Aids-Fragen (EKAF) veröf-fentlicht. Das Statement wurde weltweit mit Freude und Erstaunen, aber auch mit Ablehnung zur Kenntnis genommen. Dabei war es, wie Professor Enos Bernasconi, Chefarzt des Regionalspitals Lugano, erklärt, «kein Kaffeesatzlesen, sondern beruhte auf wissen-schaftlichen Daten». Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, ergänzt: «Es ist höchste Zeit, dass sich ein aufgeklärtes Bild von HIV und HIV-Patienten durchsetzt, das dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entspricht».
Heute ist die Faktenlage eindeutig. Für die sogenannten PARTNER-Studien wurden in den letzten Jahren europaweit hetero- und homosexuelle serodiskordante Paare rekrutiert: Bei PARTNER-1 hatten 900 Paare über 58’000-mal Sex ohne Kondom, bei PARTNER-2 800 ausschliesslich schwule Paare 77’000-mal Sex ohne Kondom. Das Resultat: Dabei wurde keine einzige HIV-Übertragung registriert. WHO und UNAIDS haben deshalb reagiert und U=U (Undetectable = Untransmissable) in ihre Guidelines für Therapie und Prävention aufgenommen.
Anlässlich der neuen Kampagne widmen die Swiss Aids News die letzte Nummer dieses Jahres dem Swiss Statement: Betroffene und Fachleute geben Auskunft darüber, was das Statement für sie bedeutete und noch immer bedeutet. Machen Sie, liebe Medienschaffende, mit und tragen Sie diese Fakten weiter. Denn Menschen sind an Fakten interessiert.
Mehr Informationen
Andreas Lehner, Geschäftsleiter Aids-Hilfe Schweiz, Tel. +41 44 447 11 77