Was isst gut? : Aids-Hilfe Schweiz

Was isst gut?

Eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung verringert das Risiko von Krankheiten, die mit antiretro-viralen Medikamenten und dem Virus einhergehen.

Laure Dasinieres | April 2023

«Es wird oft angenommen, dass Menschen, die mit einer chronischen Krankheit leben, eine besondere therapeutische Ernährung benötigen. In den allermeisten Fällen – und insbesondere bei HIV – geht es jedoch ganz einfach darum, Überschüsse zu korrigieren und Mangelerscheinungen auszugleichen», erklärt Eliza Gomes, eine Ernährungsberaterin, die an der Universitätsklinik Clermont-Ferrand Menschen mit HIV betreut. Das trifft es genau: Wir werden hier nicht von speziellen Diäten, restriktiven Ernährungsweisen oder Wunderlebensmitteln sprechen, sondern von einer ausgewogenen Ernährung.

Eine ausgewogene Ernährung ist für alle Menschen ein Garant für Gesundheit, Wohlbefinden und Prävention. Für Menschen mit HIV gilt dies in noch stärkerem Masse. Auch wenn die antiretrovirale Therapie (ART) mittlerweile gut verträglich ist, dafür sorgt, dass die Viruslast nicht nachweisbar ist, und ein gesundes Leben ermöglicht, kann sie zu einer Gewichtszunahme beitragen. Ausserdem kann das Virus, selbst wenn es nicht nachweisbar ist, da es in geringer Menge im Körper zirkuliert, dazu beitragen, dass ein entzündungsfördernder Zustand entsteht. «Diese Kombination ist der Nährboden für gewisse Komorbiditäten», sagt Dr. Christine Jacomet, Infektiologin und Vorsitzende der Koordinationsstelle im Kampf gegen HIV (COREVIH) der französischen Regionen Auvergne/Loire. Bei HIV-Patienten ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie ein metabolisches Syndrom entwickeln: einen hohen Blutzuckerspiegel, hohe Triglyceridwerte, einen niedrigen Wert des «guten» Cholesterins sowie Bluthochdruck. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen.

Diesem Risiko ist man aber nicht einfach ausgeliefert. Eine ausgewogene Ernährung trägt dazu bei, ein stabiles und normales Gewicht zu halten, und ist somit ein hervorragendes Mittel zur Prävention. «Während bei der Allgemeinbevölkerung eine Gewichtszunahme von 25 Kilo das Risiko für Komorbiditäten erhöht, liegt dieser Wert bei Menschen mit HIV bei rund 10 Kilo», sagt Laurie Karsegard, klinische Ernährungsberaterin in der Abteilung für Innere Medizin, Rehabilitation und Geriatrie am Unispital Genf (HUG). «Daher kann bei Menschen mit HIV ein Diabetes sehr schnell ausbrechen.»

Von allem ein bisschen

Aber was ist denn nun eine gesunde und ausgewogene Ernährung? Die ersten Antworten auf diese Frage sind einfach: «Es bedeutet, von allem ein bisschen zu essen», erklärt Laurie Karsegard. Die Ernährungsberaterin Florence Waxin, die bei der Association Actions Traitements Workshops zum Thema Ernährung anbietet, fügt an: «Es bedeutet, eine Diät – im Sinn von Ernährungsweise – zu etablieren, die alles beinhaltet und den Körper mit allem versorgt, was er braucht.»

Es geht also darum, täglich die Makro- und Mikronährstoffe zu sich zu nehmen, die für das Funktionieren des Körpers wichtig sind. Sehen wir uns zunächst die Makronährstoffe an. Diese sind:

  • Proteine. Sie spielen eine strukturelle Rolle, sind an der Erneuerung von Muskeln und Knochen beteiligt und tragen insbesondere zur Aufrechterhaltung eines guten Immunsystems und zur Regulierung des Hormonsystems bei. Sie sind in Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Eiern, Milchprodukten, Hülsenfrüchten und den daraus hergestellten Produkten wie Tofu enthalten.
  • Kohlenhydrate. Sie stellen unsere Haupt-energiequelle dar und sind vor allem in Getreide und Hülsenfrüchten (und aus ihnen hergestellten Produkten) sowie in Gemüse und Obst enthalten. Sie sollten etwa 45 Prozent der Gesamtenergiezufuhr ausmachen.
  • Lipide/Fette. Sie dienen als Energiespeicher. Sie stellen die Hauptbestandteile der Zellmembranen und der Zellen des Nervensys-tems dar und transportieren bestimmte Vitamine. Ihr Anteil an der Ernährung sollte 20 bis 35 Prozent betragen.

Neben diesen Makronährstoffen muss eine ausgewogene Ernährung auch alle notwendigen Mikronährstoffe enthalten, also die Vitamine und Mineralstoffe. Da die Liste sehr lang ist, heben wir hier als Erstes das Kalzium hervor. Kalzium trägt zu einer guten Knochengesundheit bei und ist insbesondere für Menschen wichtig, die seit Langem in antiretroviraler Therapie sind, da die älteren antiretroviralen Medikamente Osteoporose begünstigen. Kalzium ist vor allem in Milchprodukten sowie in Hülsenfrüchten, Nüssen und Gemüsesorten wie Kohl, Mangold und Spinat enthalten. Vitamin D, das in fettem Fisch und angereicherten Milchprodukten enthalten ist, trägt ebenfalls zu einer guten Knochengesundheit bei. Eisen ist für den Sauerstofftransport im Körper unerlässlich und am Energiestoffwechsel beteiligt; vor allem Personen, die ihre Menstruation haben, sind anfällig für Eisenmangel. Eisen ist in Hülsenfrüchten, Nüssen, Fleisch, Fisch, Tofu und Gemüsesorten wie Schwarzwurzeln oder Spinat enthalten.

Bedarf decken, Mangel vorbeugen

«Menschen mit HIV haben nicht a priori einen erhöhten oder spezifischen Vitamin- und Mineralstoffbedarf», hält Laurie Karsegard fest. «Eine ausgewogene Ernährung deckt den empfohlenen Bedarf und verhindert Mangelerscheinungen.» Aus diesem Grund rät die Ernährungsberaterin nicht zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln – ausser natürlich, wenn bei einer Blutuntersuchung ein Mangel zum Vorschein kommt.

Sie empfiehlt zudem, strenge Diäten zu vermeiden, ebenso Diäten, die eine oder mehrere Lebensmittelgruppen ausschliessen, wie die Low-Carb- oder die Paleo-Diät, bei denen auf Getreide, Obst und gar bestimmte Gemüsesorten verzichtet wird. Eliza Gomes betont: «Keine gesundheitliche Zulassungsbehörde empfiehlt das Fasten.» Denn Fasten kann zu Mangelerscheinungen und Muskelschwund führen und sich dadurch als schädlich erweisen.

«Wenn man zu viel Gewicht zulegt»,
hält Dr. Christine Jacomet abschliessend fest, «sollte man mit seinem Arzt sprechen,
damit die Therapie angepasst werden kann.»

Laurie Karsegard befürwortet zwar eine vegetarische Ernährung, die Eier und Milchprodukte einschliesst, erklärt aber, dass die vegane Ernährung keine gesunde Ernährungsweise darstellt. «Sie birgt vor allem ein Osteoporose-Risiko. Man muss wirklich sehr gute Ernährungskenntnisse haben, um seinen gesamten Bedarf zu decken, und es wird dabei immer notwendig sein, Ergänzungsmittel einzunehmen.» Die Ernährungsberaterin weiss jedoch sehr wohl, dass es unbestreitbare ethische und philosophische Gründe geben kann, diese Art von Diät zu wählen, und betont, dass sie Personen, die sich dafür entschieden haben, ohne Urteil begleitet.

Risikofaktoren einschränken

Obwohl eine abwechslungsreiche Ernährung den gesamten Nährstoffbedarf abdeckt, sind dennoch nicht alle Lebensmittel gleichwertig. Manche Lebensmittel können Komorbiditäten im Zusammenhang mit HIV und seiner Behandlung begünstigen, während andere eher der Prävention dienen. Die Fachpersonen, mit denen wir für diesen Artikel gesprochen haben, betonen zwar, dass es keine verbotenen Lebensmittel gibt – jedoch bestimmte «Genussmittel», deren Verzehr eingeschränkt werden sollte.
Dies gilt vor allem für sehr salzige Speisen und solche, die reich an gesättigten Fettsäuren sind, da sie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, insbesondere fettes Fleisch, Wurstwaren, tierische Fette, frittierte Speisen und viele Fertiggerichte. Auch zuckerhaltige Lebensmittel, die zudem oft fetthaltig sind, wie Gebäck, Kuchen und Glacé, erhöhen den Triglycerid- und Blutzuckerspiegel, was wiederum die Entstehung von Diabetes begünstigt. Schliesslich empfiehlt es sich, den Konsum von Süssgetränken und Alkohol einzuschränken – auf höchstens zwei Gläser an einem Tag und nicht täglich. All diese Lebensmittel und Getränke sind sehr kalorienreich, weshalb ihr regelmässiger Konsum zur Gewichtszunahme beiträgt.

Schützende Lebensmittel bevorzugen

Im Gegensatz dazu schützen bestimmte Lebensmittel vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Dies gilt insbesondere für Lebensmittel, die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthalten, welche manchmal auch als «gute Fette» bezeichnet werden. Diese sind in Raps-, Oliven-, Lein- und Walnussöl, in Nüssen, Leinsamen, Chiasamen oder auch in fettem Fisch wie Lachs, Sardinen oder Hering enthalten. Darüber hinaus schützen ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte vor Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da sie den Blutzuckerspiegel kontrollieren und die Fettaufnahme regulieren. Sie sind daher zu bevorzugen, und insbesondere aus diesem Grund gilt die sogenannte Mittelmeer- oder Kreta-Diät, die reich an Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, fettarmen Milchprodukten und Fisch ist, als eine gute oder zumindest erstrebenswerte Option.
Um diese Vorgaben bestmöglich zu befolgen und gleichzeitig die Freude am Essen nicht zu verlieren, empfehlen unsere Expertinnen, sich Zeit zu nehmen, um die Mahlzeiten zu geniessen, auf den Körper und seine Bedürfnisse zu hören und auf eine Vielfalt an Geschmäckern, Texturen und Farben zu setzen. Und wenn möglich – damit die Ernährung auch den Geldbeutel nicht zu sehr belastet – die Mahlzeiten selbst zuzubereiten.

All diese Ernährungsempfehlungen spielen eine grosse Rolle, um gesund zu bleiben, aber es soll auch daran erinnert werden, wie wichtig es ist, sich ausreichend zu bewegen und auf das Rauchen zu verzichten. Beides sind ganz grundlegende Massnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.

Zum Sonderfall von Menschen mit HIV ohne antiretrovirale Therapie

«Es ist mittlerweile eher selten, aber einige Menschen mit HIV in der Schweiz möchten keine antiretroviralen Medikamente einnehmen», sagt Laurie Karsegard. «Für sie ist es besonders wichtig, sich ausgewogen und ausreichend zu ernähren, um einen Gewichtsverlust zu vermeiden. Aufgrund der verminderten Immunität sollten sie auch auf Rohkost verzichten.»

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